Gabriele Baumgartner: Brigitte Bruckner-Mikl, anlässlich der Ausstellung in St. Petersburg, 2018

 

Bevor sie sich ganz der Malerei widmete, absolvierte die 1963 in Linz geborene Künstlerin Brigitte Bruckner das Studium der Restauration an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit war sie 1985 und 1988 Assistentin ihres späteren Ehemannes Josef Mikl an der Salzburger Sommerakademie und war seine technische Mitarbeiterin als er zwischen 1994 und 1996 die Arbeiten für den Großen Redoutensaal in der Wiener Hofburg schuf.

 

Mit Josef Mikl verband Brigitte Bruckner nicht nur eine familiäre Bindung sondern auch einen künstlerischen Austausch auf Augenhöhe mit unterschiedlicher Handschrift. Auch wenn beide das selbe Motiv ins Auge fassten – so zum Beispiel Melanzani oder Bananenblüten – waren die Ergebnisse völlig divergierend: Josef Mikls Arbeiten gingen sehr stark in die Abstraktion und Brigitte Bruckner ist und war in der Gegenständlichkeit verhaftet. Beiden Malern ist jedoch der sehr dünne Farbauftrag eigen, die ihre Bilder so stark leuchten lassen. Neben der familiären Verbundenheit war aber der künstlerische Dialog über 25 Jahre lang mit dem sogenannten „Erstbesichtungsrecht“ für soeben entstandene Bilder prägend. Die gegenseitige Unterstützung, Wertschätzung und die fachliche Auseinandersetzung als kritisches Korrelat waren für beide Künstler ein fruchtbares Zusammenarbeiten und sicherlich ein guter Nährboden für die malerische Weiterentwicklung. Gerade in jenen Ausstellung wo Arbeiten beider Künstler gegenüberstellend präsentieren werden, kann man ihre Individualität spüren: So auch in dieser Ausstellung in St. Petersburg, wo mit Entwürfen für Glasfenster und einem satirischen „Kinderbuch“ Josef Mikls Vielschichtigkeit im künstlerischen Kompetus offenbart wird und ihnen sensible Landschaftsbilder und Stillleben von Brigitte Bruckner gegenüber stehen.

 

Die Künstlerin lebt und arbeitet in Wien und Wörterberg im Burgenland, hat aber auch in Altenmarkt am Zauchensee in Salzburg ein temporäres Atelier mit dem Blick auf den See sowie die Spitzen und Kanten der Salzburger Alpen. In dieser Ausstellung werden Arbeiten, die dort entstanden sind, gezeigt.

 

Lange Jahre zeichnete sich Brigitte Bruckner fast ausschließlich als Stilllebenmalerin aus, indem sie Schuhe, Jacken und Taschen aber auch Blumen, Früchte und Gemüse sowie gefundene Gegenstände zum Bildmotiv erhob. In den letzten Jahren jedoch wurde das Sujet der Landschaft zum ebenbürtigen, künstlerischen Ausdruck, sodass nun sowohl das Stillleben als auch die Naturdarstellungen in ihrem Oeuvre gleichermaßen vertreten sind.

 

Besonders das Motiv der Jacke wird in seriellen Werkgruppen in verschiedensten Variationen und Ansichten präsentiert. Es sind jeweils ihre eigenen, die sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Farben und Texturen auswählte und auf Kleiderhaken hängend darstellt. Wurden in der Vergangenheit die Kleidungsstücke noch in ihrer ganzen Form auf Leinwand gebahnt, so werden nun die Jacken oft nur angedeutet und skizziert: Es fehlen Ärmel oder werden nur halb umrissen. Gerade in dieser Unvollkommenheit liegt die Spannung für den Betrachter, denn so wird sein Vorstellungsvermögen mit in die Darstellung einbezogen und es entsteht ein aktiver Dialog. Der Künstlerin geht es nicht um das bloße Abbilden eines Gegenstandes, sondern es soll mit dem Betrachter in eine Interaktion treten. Es führt womöglich zu weit, wenn man die malerischen Kleidungsstücke auch als Stellvertreterportraits der Künstlerin interpretiert.

 

In den Arbeiten der letzten Jahre nimmt das sogenannte „Stehenlassen“ der Leinwand deutlich zu und zeichnet sich als ein Charakteristikum der Handschrift der Künstlerin aus. Somit reduziert die Malerin die Darstellung auf das Wesentlichste und schafft mit wenigen aussagekräftigen Linien und Flächen eine Leichtigkeit, die die Bilder nicht nur ästhetisch fragilisieren, sondern gleichzeitig die Darstellung zu höchster Leuchtkraft steigern.