Antwort auf den Brief ihrer Mutter Theresa Bruckner

Die oberösterreichische Künstlerin Theresa Bruckner schrieb anlässlich des Geburtstages von Brigitte einen Brief an ihre Tochter.. Brigitte antworte im August 2023:

Outdoor – Indoor 

Die Natur – die Kunst 

 

Aufgewachsen zuerst in der Stadt, dann in der Natur, in einer Natur die noch wild war, nicht gezähmt, getrimmt, in einer wilden Schönheit. 

Die Obstbäume, die Ausblicke noch ruhig und sanft, kaum verbaut, die sandfarbenen Kornfelder als Anrainer. 

Viel gezeichnet, gerne gelesen, gut bewahrt, verbrachte ich meine Kindheit. 

Das stete Wachsen deiner Arbeit mit Keramik, die Sehnsucht deine Werkstätte nach neu entstandenen zu erkunden, der menschliche Körper in Gefäßform, der sich vor einem in staatlicher Größe aufbaut, gleichzeitig reduziert auf den Torso, die Notwendigkeit. 

Eckige Tongefäße mit tragender Form, zum Gebrauchen möglich, große Gegenstände. 

Haptische Glasuren, wieder dem allgemeinen Trend, matt porös und mit Farbe, nicht Ton in Ton, nein – sondern Farbe mit Farbe – sie leuchten. 

Die Feuchtigkeit des Tons, das Formen, mitmachen zu dürfen, kleine Hilfstätigkeiten machen zu können, Räume zu schaffen für den Geist. 

Gute Voraussetzungen um in Ruhe denken zu lernen, du und deine Werksätte haben es ermöglicht. 

So lernte ich eine eigene Welt für mich zu schaffen. 

Zeitnah begannen wir gemeinsam zu malen. 

Deine Fertigkeit zu Zeichnen hast du dann stetig bei Peter Kubovsky, dem Herr der Linien – dem guten Zeichner weiter vollendet. 

Manchmal konnte ich neben der Schule dich bei seinen Zeichenkursen in der Natur begleiten und war so stolz darauf dabei zu sein. Seine Erklärungen über Linien und Zwischenräume aufs Blatt zu bannen. Weizen von Streu zu trennen, die Form zu finden. Senkrechte Stützen, die Halt geben, Waagrechte Linien die Ruhe bringen, Ende gut, alles Gut. 

Nein Zeichnen war uns nicht genug, du und ich wir begannen zu Malen. 

Kurze Zeit 

Dann ging ich nach Wien, ein Brotberuf war gefunden – die Restaurierung, das praktische Handwerkszeug für die Malerei schnell lernen und dann in Ruhe malen. 

 

Mit der Ruhe war es schnell vorbei, ich lernte Josef – den Josef Mikl – kennen, bewundern und lieben. 

Eine Herausforderung – in ländlicher einfacher Naivität, natürlich an die Situation herangegangen. Aus heutiger Sicht, würde ich es eventuell anders formulieren….. 

Die große Kunst in Wien. 

Von Outdoor nach Indoor. 

 

Große Bilder, faszinierende Ateliers an der Akademie, große Meister. Die Neugier auf gute Bilder war nie gestillt. 

Dem Entsetzen der Eltern nichts entgegen setzen zu können, die Kunst war es wert. 

Josef, der auch ein exzellenter Lehrer war, versorgte mich mit Material und los gings. 

Jedoch in eine andere Richtung.  

Ich war immer der gegenständlichen Malerei verbunden, ich liebe Räume, die entstehen durch Bilder. Malerei in der Natur war ein Ding der Unmöglichkeit für Josef und die Kunst, und somit für mich. 

Durch einen dreimonatigen Studienaufenthalt gemeinsam in Berlin, Stadt pur, reduziert aufs Atelier, übte ich mich, lernte ich mich im Atelier zu begnügen. 

Kein Mensch da – Josef malte im Atelier nebenan – so malte ich fortan, einfach was ich sah.  

Schuhe, Töpfe, Gemüse und Obst, Spielzeug, Kisten Schachteln und Kleidungsstücke. 

Die Sakkos, Mäntel, Blusen, Jacken wurden meine imaginären Ansprechpartner, sie umgaben mich, und umhüllten mich, ein guter Deal. 

Und ich konnte nicht mehr aufhören damit. Warum malst du soetwas, weil es mir gefällt, weil es Räume schafft. 

Und hurtig ging das Leben weiter, viel auch für Josef zu tun, manchmal nicht einfach. 

Malen machte mir Vergnügen und ich bleibe dabei. 

Durch dich Theresa begann ich wieder Lust auf die Natur zu bekommen. 

Der Unmöglichkeit zum Trotz, in der Natur zu Malen. 

Du brachtest wunderschöne Bilder aus Sankt Margarethen im Burgenland, vom Steinbruch nach Hause. Die Hitze des Steinbruchs ist in deinen Bildern gespeichert. 

Deine Bilder vom Aisttal, die Kraft des kühlen Wassers, der Ursprung. 

Dann hast du mich mitgenommen zum Malen mit Peter Kubovsky ins Burgenland. 

Der Gegenpol zu Wien.  

Ein gutes Motiv zu finden, einen guten ruhigen Standort dazu, flugs die Staffelei, die Leinwand, die Pinsel und Farbe. Der Sonne, dem Wind, dem Umstand zu trotzen – so frei zu sein, „nur zu Malen“. 

Du hast mir gelernt wie es draußen so geht – danke dir! 

Einmal damit begonnen, am Punkt zu sein, blitzartig, Stille, höchste Konzentration, den Bogen spannen und loslassen. Im Atelier spielt oft Zeit keine Rolle, hier ist sie oft ausschlaggebend – hier herrscht der Augenblick. 

Zum Diplom hast du mir sechs Wochen deiner Zeit geschenkt, inklusive Atelier in Venedig. Angeregt durch Venedig, inspiriert, genossen wir beide unser Tagwerk.  

Das Tagwerk die Malerei, ausschließlich darauf konzentriert – welch ein Geschenk. 

Dann folgten viele Jahre der Ateliermalerei, mit einzelnen Ausflügen in die Natur. 

2009 war die Idee geboren gemeinsam in Mali Losinj zu malen, flugs ein Haus gemietet und innig die Landschaft aufgesogen, mit Vergnügen gemalt, zurück in der Natur. 

Süchtig danach, en bloque, ohne Pflichten – reines Vergnügen, wieder 2010, anschließen, wo wir 2010 aufhörten. 

Gemeinsam in Altenmarkt Zauchensee, die Berge einfangen, auf Bilder zu bannen. 

Dann Grado, keine Angst vor Klischees, das lerne ich auch von dir, einfach machen – malen was mir gefällt.  

Grado immer wieder, Aistal manchmal. 

Die Vision weiter zu machen bleibt!!!! 

Danke für dein Vertrauen, den Mut den du mir immer zugesprochen hast und die vergnügte gemeinsame Zeit 

Herzlichst Brigitte 

 

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