Katharina Giraldi Haller: Brigitte Bruckner, 1992

 

Die Vorzeichnung, die oft am Malgrund selbst erfolgt und nicht als zwingend verstanden werden muss, führt sie mit Graphit oder stark verdünnter Ölfarbe aus.

Danach ist für Brigitte Bruckner die "Idee" wichtig - sie will mit Hilfe von spontan geführten breiten Pinselstrichen den Augenblick einfangen, die Situation erfassen. Korrekturen, selbst Eigenkorrekturen sind ihr verhasst, da die Gefahr das Bild zu "zermalen", zu zerstören immer gegeben ist. Sie will "keinen Schulaufsatz mit lauter roten Strichen" schaffen.

Die Motivwahl der Künstlerin fällt zum einen auf Alltagsgegenstände, die sie zum Teil bewusst miteinander in Beziehung setzt, zum anderen sind es Momentaufnahmen der Wirklichkeit.

Vor allen in ihren frühen Papierarbeiten wirken die dargestellten Gegenstände wie der Bär, die offene oder geschlossene blaue Hutschachtel, die Körbe deren Inhalt, schwere Holzscheiter, entweder hinein- oder daneben gelegt werden, isoliert von ihrer natürlichen Umgebung. Sie werden in irreale Farbräume gesetzt, die verhindern, dass die Gegenstände miteinander in Beziehung treten.

Durch die Kompositionen wird im Bild mit scheinbar belanglosen Gegenständen eine Spannung erzeugt, die darüber hinaus durch das Abschneiden der Motive mittels der Bildkanten verstärkt wird. Die Gegenstände sprengen den vorgegebenen Bildrahmen, fallen aus ihm heraus.

Bruckner geht sehr oft von Motiven aus, die sie in ihren Bildern überdimensioniert darstellt, unabhängig davon, ob sie ein kleines oder großes Format als Malgrund gewählt hat.

Seit 1989 malt Bruckner verstärkt auf großformatiger Leinwand. Dies lässt sich auf den Auftrag für das fünfteilige U-Bahnbild (3x10 m) im selben Jahr zurückführen. Nach wie vor lehnt sie den zögernden Auftrag von Malschichten entschieden ab. Sie zieht den spontanen Pinselstrich vor, der in groben Zügen den schematischen Binnenvorzeichnungen nur bedingt folgt. Allerdings lässt Bruckner jetzt die Korrektur zu.

Sie korrigiert innerhalb des gefertigten Malwerks aber auch durch serielles Aufgreifen des immer gleichen Motivs, das sie nur zaghaft variiert jedoch stetig verbessert.