Sophie Cieslar, Kleider ohne Leute, 2015

Kleidungsstücke spielen thematisch im Schaffen Brigitte Bruckners eine wichtige Rolle. Dabei können es Regenmäntel, Schuhe oder Sakkos sein, die zum zentralen Bildinhalt werden. Auf Haken hängen blaue Jacken, darunter ein weißes T-Shirt, die Körperkonturen eines unsichtbaren Trägers geben jederl einzelnen eine ganz bestimmte und charakteristische Form. Manche hängen zentral frontal zum Betrachter, eines scheint sich leicht nach links wegzudrehen, wieder ein anderes ist nach rechts ganz an den Bildrand gerückt. Die meisten der Kleidungsstücke sind nicht komplett fertig gemalt, Ärmel sind nur angedeutet und das Blau des Stoffes nimmt von den Schultern abwärts immer mehr ab, bis die Jacke umrisslos geworden mit dem Hintergrund verschmilzt. Dieser ist meist neutral gehalten, lediglich die grundierte Leinwand bildet den Rahmen für die Darstellung. In einzelnen Fällen aber führt Brigitte Bruckner das Kleidungsstück auch vollständig aus und deutet mit zarten Linien und lasierenden Farbflächen Raum dahinter an. Kein Sakko gleicht dem anderen, wie seine fiktiven, aber doch deutlich spürbaren Träger repräsentiert jedes eine unterschiedliche Persönlichkeit. Dadurch haben wir nie das Gefühl einen leblosen Gegenstand zu betrachten, den einfach jemand hängen gelassen hat. Man glaubt gleichsam mit den Jacken und Mänteln in Dialog treten zu können. Sie scheinen in einer Bewegung inne zu halten, der Stoff schwingt noch nach. Da ist nichts Statisches, ein Umstand, der auch durch den flüssigen Farbauftrag, der an manchen Stellen nach unten hin über die Konturen hinaus rinnt, noch unterstrichen wird.

Die Serie der Jacken steht in einem Spannungsfeld zwischen Kontemplation und Emotion, die Grenzen zwischen den Bildgattungen Stillleben und Porträt sind auf reizvolle Art und Weise aufgehoben.